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„Panzerturm Ost“

Neben dem Fort selber wurde auch die als „Panzerturm Ost“ bekannt gewordene Anlage direkt östlich des Fort Kampflos am 26.Februar eingenommen. Schon sehr bald zogen dort Bat. -Stäbe und Beobachter ein. Auch ein Verbandsplatz wurde eingerichtet.

Das betonierte und nicht mehr fertiggestellte Fundament für den 7,5.cm Panzerturm hatte man von oben nach dem Kriegsausbruch mit Beton verfüllt. Aus dem Beobachtungsfundament hatte man eine Mg.- Scharte gebaut, die nun sehr gute Beobachtungsmöglichkeiten in den Cailette- Wald bot.

Die Zustände in den Räumlichkeiten waren schon sehr früh Katastrophal. Der Eingang lag permanent unter Artilleriefeuer so das er auch mehrfach verschüttet wurde. Die Luft war teilweise so schlecht das sogar die Kerzen ausgingen. Im Bereich des Eingangs häuften sich rasch Die Leichen die keiner beerdigen konnte und einen unerträglichen Verwesungsgestank verbreiteten.

Von Ende Februar bis Anfang Mai 1916 im Fort Douaumont

Die Alarmbereitschaft für die Verteidigung des Forts wurde zur Anfang in den Kasematten des Obergeschosses untergebracht, was man aber später änderte, das es durch den ständigen Artilleriebeschuss dort nicht Auszuhalten war. Die Frontlinie lief knapp 100.-150.m am Süd/Westlichen Teil der Grabenwehr entlang und schwenkte dann scharf hinunter auf dem Hangrücken des Cailette- Waldes wo sie dann wieder scharf Östlich abschwenkte und am vorderen Hang des Vauxtales entlang lief.

Im Fort wurden nun Depots aller Art angelegt, in der Südkaserne im Untergeschoss ein Lazarett.

Es folgten wechselnde Fortbesatzungen und auch Fortkommandanten. Ihm zur Seite stand der Artillerie- Offizier vom Platz und der Ingenieur- Offizier vom Platz. Es gab Wachtrupps für die Eingänge, Fernsprechtruppen, Ordonanzen, Lichtsignaltrupps in den beiden großen Panzertürmen. Trägertrupps für die Versorgung des Forts, Melder, Zahlreiche Beobachter die sich in den Beobachtungstürmen und den beiden Mg.- Türmen aufhielten und noch einige andere Trupps mit verschiedenen Aufgaben.

Der 7,5.cm Panzerturm wurde mit bereitschafts- Munition versorgt um im Angriffsfall eingreifen zu können. Den 15,5.cm Panzerturm versorgte man indessen nicht mit Munition, obwohl genug im Fort vorhanden war.

Es soll in dem Fall daran gelegen haben, das man von deutscher Seite  den Turm nicht bedienen konnte! Die Funktion des Geschützes muss recht komplizierter natur gewesen sein, so das man dort das Rohr als Lichtsignal Station verwendete. Die Munition lagerte im Untergeschoss und sollte noch eine verheerende Rolle spielen!

Es wurden auch weitere Bauarbeiten im Fort durchgeführt die verschieden Ziele hatten. Einiges wurde zur Verteidigung hergerichtet, wie Sandsackbarrikaden oder Brustwehren an der Kehrwallseite.

Die beschädigten Kasernenfassaden im Obergeschoss wurden verstärkt und abgedichtet. Die Nord und Nord/Östliche Grabenwehr wurden mit neuen Eingängen versehen und eine Rampe zum Transport von Verwundeten  ( Nördlich ) angelegt. Auch wurden die Grabenwehren zur Verteidigung hergerichtet und mit Maschinengewehren ausgerüstet.

Die Casemate Bourges, von deutscher Seite als „Südwestpanzerturm“ bezeichnet, wurde auch mit Maschinengewehren ausgerüstet. In den Kasernen mussten Rauchabzüge für die Kasematten- Öfen neu angelegt werden.Auch die beschädigten Drahthindernisse versuchte man neu anzulegen oder zur Reparieren.

Da man die Angst vor „Unterminierung“ nie ganz ablegen konnte, wurden bis März/April an Horchstollen gearbeitet. Des weiteren brachte man weitere Waffen wie Minenwerfer und Flammenwerfer ins Fort. In der Westdurchfahrt wurde ein Motor zur Stromerzeugung aufgebaut.

Es gab im Fort eine „Fortifikation“ die vom Ingenieuroffizier vom Platz geleitet wurde. Es waren durchweg Pioniere die auch so am längsten im Fort blieben. Sie leiteten auch die verschiedenen Arbeiten im Fort.

Die Aus.- und Umbauten im Fort wurden nicht mit aller Konsequenz durchgeführt, da man ja die Absicht hatte weiteres Gelände bis Verdun zu Erobern. So hatte das Fort mehr den  Status eines Durchgangslagers oder eines großen Unterstandes, der sich aber zunehmend als unersetzlich erweisen sollte.

Als Fort an sich und im eigentlichen Sinne wurde der Douaumont nicht verwendet.

Der Aufenthalt im Fort war trotz des Schutzes nicht gerade angenehm. Es stank nach Fäkalien und allerlei Ausdünstungen. Explosionsgase wurde durch Nischen und Ritzen gedrückt und bei jedem Mittelschweren Einschlag rieselte Mörtel von der Decke und Staub lag in den Räumen. Wer sich länger im Fort aufhält hat mit entzündeten Augen zu tun und wer neu ins Fort verlegt wird hat in den ersten tagen nicht selten mit Kopfschmerzen und auch Schwindel zu tun.

Im Lazarett sind Sauerstofflaschen aufgestellt die bei Bedarf für frische Luft sorgen sollen.

Auch die nervliche Belastung war ein Faktor der im Fort neue Erfahrungen hervor brachte. Die engen dunklen, feuchten Kasematten und das permanente Artilleriefeuer auf dem Fort sorgten dafür das Leute immer wieder einmal den verstand verloren.

Auch für versprengte und „Drückeberger“ war das Fort ein Anziehungspunkt. Das Fort war öfters Überbelegt und nur der Energische Einsatz des Fortkommandanten oder eines anderen Offiziers sorgte dann für Ordnung.

Die Explosionskatastrophe vom 8.Mai.

Am 8 .Mai 1916 kam es im Fort Douaumont zu einer großen Explosionskatastrophe die einige hundert Tote kostete. Die Gründe hierfür sind auf Fahrlässigkeit und Zufälle zurückzuführen.

Eine detaillierte Rekonstruktion dieser Ereignisse wurde von Stabsarzt Dr. Hanauer kurz nach der Katastrophe angefertigt .Das Erinnerungskomitee Argonnerwald 1914-18 e.V. brachte diesen Bericht 1991 an dieÖffentlichkeit.

Stabsarzt Dr. Hanauer ( 3.Sanitätskompagnie/3.Armeekorps.) hatte Anfang Mai angeregt im Douaumont einen Verbandsplatz für Schwerverwundete einzurichten. Bis jetzt konnten dort nur Leichtverwundete versorgt werden, während die Schwerverwundeten den beschwerlichen Weg zurückgebracht werden mussten. Viele Überlebten diese gefährlichen Transporte im Französischen Artilleriefeuer nicht oder Erlagen ihren Verletzungen unterwegs. Dr. Hanauer bekam die Erlaubnis und wurde am 6.Mai ins Fort Douaumont kommandiert. Dort traf er mit vier Krankenträgern (Sanitätssoldaten ) ein und richtete im Kellergeschoss unter der Südkaserne einen Operationsraum und Sanitätsräume ein. Dort übernahm Dr. Hanauer
nach Absprache mit drei Anwesenden Truppenärzten die Leitung des Lazaretts.

Sogleich wurden die Verwundeten selektiert und die Leichtverwundeten nach hinten geschickt. Dies geschah jeweils im Morgengrauen. Die Schwerverwundeten wurden direkt im O.P.- Raum versorgt.

Das Lazarett erreichte man über den oberen Hauptgefechtsgang an der Westtreppe die in zwei Richtungen nach unten führte. Die andere Treppe führte so zum unteren Hauptgefechtsgang.

Die Arbeit im Lazarett wurde sofort aufgenommen. Am 7.Mai schlug eine französische Granate zufällig in der Nähe des Ganges am Hauptverbandsplatz ein und verschüttete den Entlüftungsschacht. Da sich sofort ein starker Chlorgeruch verbreitete, ließ dies auf eine Gasgranate schließen.

Da sich bei den Anwesenden Wirkung einstellte, ließ Dr. Hanauer Sauerstoff Flaschen öffnen so das sich die Luft in allen Lazaretträumen rasch besserte. Man legte den Entlüftungsschacht wieder frei so das der Handventilator wieder für Frischluft sorgte.

Das Fort war ja kein Kampffort im eigentlichen Sinne, sondern eine befestigte Zwischenstation da sich die Front weiter nach „vorne“ verschob. Die Front schob sich vom Cailette - Wald bis zum Thiaumont – Rücken.

Auf den dunklen Gängen im Fort hielten sich eine Menge Soldaten auf . Reserven, Abgelöste, Abzulösende, Trägertrupps, Versprengte, Stäbe, Verwundete usw. Wasser musste rationiert werden, da es von außen in das Fort durch Trägertrupps ( zB. In großen Glasballons ) gebracht werden musste und diese dabei ständig Verluste erlitten. Auch war das permanente französische Artilleriefeuer auf dem Fort nicht ohne Wirkung geblieben. Einige Stollen, Tunnel und Verbindungsgänge wurden eingeschossen. Im Obergeschoss war der Aufenthalt nicht gerade angenehm, war doch hier jeder Einschlag der Granaten mit Getöse  und Staub aus den Fugen verbunden.

Wer keinen  Platz mehr in den Kasematten gefunden hatte, machte es sich in irgendwelchen Räumen oder Nischen „bequem“. Auch wenn der Fortkommandant und Offiziere die Ordnung im Fort kontrollierten fand man trotzdem Plätze um Auszuruhen. In den schlammigen feuchten Gängen mit den langen Schatten saßen kleinen Gruppen in einem Gestank aus Kot und Moder. Im unteren Gefechtsgang lagerten zudem Stapel von französischen 15,5 cm Granaten, in anderen Räumen gab es ein Handgranatendepot, Infanterie - Munition, Flammenwerferbehälter und jede Menge an Pioniermaterial.

Zwischen all diesem Material versuchten sich einige Soldaten Kaffee zu Kochen. Man nahm dazu den Hartspiritus oder den Kopf einer Handgranate, je nachdem was man zur Verfügung hatte. Diese „Kokelei „wurde im Fort nicht gerne gesehen und von den Offizieren nach Möglichkeit unterbunden.

Am frühen Morgen des 8.Mai 1916 kommt es nun zur folgenschweren Explosionskatastrophe die Dr. Hanauer im Lazarett erlebt.

Um ca. 4.30 Uhr Morgens hört man im Lazarett plötzlich laute Schreie und Rennen. Hierbei sollen die Rufe „Die Schwarzen kommen“, gefallen sein. Also muss es vor den Explosionen zum Ausbruch eines Feuers gekommen sein. Denn erst kurz danach erfolgen drei heftige Detonationen die alle Lichter erlöschen lassen. Der gewaltige Krach der Explosionen lässt sofort darauf schließen, dass es eine Detonation im Inneren des Forts war. Ein enorme Druckwelle lässt die Räume erbeben, alle umher stehenden Leute werden umgerissen, so auch Dr. Hanauer der gegen die Wand geschleudert wird. Als er sich zur Orientierung dem Explosionsort nähern will, schlägt ihm dichter Rauch vermischt mit Schwefeldampf entgegen.
So eilt er zurück und befahl das Anlegen der Gasmasken sowie das öffnen der Sauerstoff Flaschen .Diese sollen in Intervallen die Luft einigermaßen für die Verwundeten erträglich hält. Auch der Ventilator wurde mit aller Energie in Tätigkeit gehalten was den Qualm aber kaum zurückhält. Im Lazarett Bereich breitet sich immer mehr Rauch aus, ein vordringen in andere Räume wird unmöglich da der Qualm undurchdringlich ist.

Einige Verwundete mit Knochenbrüchen schleppen sich in den Lazarett Bereich und können dort Notdürftig versorgt werden.

Für die Verwundeten die man zum Abtransport in einen speziellen Raum gelegt hatte, kam scheinbar jede Hilfe zu spät. Die Luft schien sich nun mit Gasen zu füllen die das Atmen beträchtlich erschwerte. Auch die Gasmasken machten das Arbeiten immer schwerer. Man versuchte einige Leute durch die zerstörte Maueröffnung (vom Vortage ) nach oben zu Transportieren. Als Dr. Hanauer wieder nach unten klettert um den Verwundeten weiter zu helfen, verliert er das Bewusstsein.

Er wird von Pionieren am Operationstisch gefunden und in einen sicheren Raum mit Frischluft gebracht , wo er gegen Morgen erwacht.

Auch Truppenteile außerhalb des Forts werden zwangsläufig auf die Katastrophe aufmerksam. Gegen Morgengrauen nähern sich Soldaten des 12.Grenadier Regiments dem Fort. Sie gehören zur 5. Inf.- Div. die beim Angriffsunternehmen „Maibowle“ eingesetzt werden sollten. Das nächtliche Artilleriefeuer hatte sie in der Chauffour – Schlucht festgenagelt.
Gegen Morgen, als das französische Feuer etwas nachließ, machten sich Teile der „12 er“ auf den Weg zum Fort. Als Leutnant Wolfstieg hinter seiner Truppe in den Fortgraben herunterrutscht, bemerkt er seine ganze Kompanie vor dem Eingang. Man berichtet ihm das Fort wäre vergast und man könnte nicht hinein. Man bemerkte jetzt in der Umgebung und auf dem Fort Soldaten die scheinbar Ziellos umher “irrten“ und ziemlich „Angeschlagen“ erschienen. Als man einige dieser „Verrußten“ Gestalten zu befragen versucht, bekommt man nur verstörte Antworten.

Leutnant Wolfstieg entschließt sich nun mit zwei Mann in das Fort einzudringen. Mit Aufgesetzter Gasmaske dringt man in den verqualmten Gang ein. Man sieht rein gar nichts trotz der Taschenlampe, also reißt man sich die Masken herunter und bemerkt nun das Grauen was sie umgibt. Überall liegen Tote herum, manche scheinen friedlich zu schlafen und hocken in Decken gehüllt auf den Gängen. Als man sie untersucht bemerkt
man das sie Tot sind, hier scheint keiner mehr zu leben. Überhaupt scheint der Douaumont aus alle Löchern und rissen und Qualmen, so das ein schwarze Rauchsäule über dem Betonklotz steht. Die Franzosen scheint dies nicht sonderlich zu interessieren, denn das Artilleriefeuer bleibt schwach an diesem Tag.

Man improvisiert Rettungstrupps und sammelt die ersten Verwundeten ein , meist sind es verstörte, Apathische oder gar hysterische die man aus den Gängen oder der Umgebung einsammelt.

Auch muss es unter den Überlebenden zu tödlichen Auseinandersetzungen gekommen sein. So findet der hinzu geeilte Lt. Klingenberg
( 8.Komp. 24 Inf.-Reg.) an einem Nebenausgang ein Menschenknäuel die scheinbar um den Weg nach draußen gerungen haben.

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